Liebe ja - Sex nein
Beziehung ohne Sex: Wie lange kann das gut gehen? Wir verraten mehr!
- Aktualisiert: 29.03.2024
- 16:10 Uhr
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In deiner Beziehung herrscht Flaute im Bett? Damit bist du nicht allein, rund ein Viertel aller Paare in Deutschland ist (so gut wie) sexuell inaktiv. Wie sich das auf die Beziehung auswirkt und ob Partnerschaften auf Dauer überhaupt ohne Sex funktionieren – wir haben die Antworten.
Beziehungen ohne Sexualität
Vier von zehn Paaren haben ein- oder mehrmals pro Woche Sex, das hat eine Umfrage der Dating-Plattform ElitePartner aus dem Jahr 2023 ergeben. Doch rund ein Viertel aller befragten Paare sind sexuell inaktiv, 14 Prozent haben seltener als einmal im Monat Sex, zehn Prozent gar keinen. Ist das schlimm? Es gibt keine Regel die besagt, wie häufig man in einer gesunden Beziehung miteinander schlafen sollte. Generell gilt: Wenn beide Partner mit der Sexualität zufrieden sind, ist sie gut. Das gilt auch, wenn beide damit happy sind, kaum oder keinen Sex zu haben. Die Realität sieht allerdings häufig anders aus, meistens wünscht sich eine der beiden Personen mehr Sex als die andere. Und dann wird es komplizierter.
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Was ist eine Beziehung ohne Sex?
Oder anders: Wie nennt man eine Beziehung ohne Sex? Es gibt viele Bezeichnungen für die Partnerschaft ohne Sex – mit feinen Unterschieden. Zum einen gibt es asexuelle Beziehungen. Asexualität ist nicht mit Abstinenz oder Enthaltsamkeit zu verwechseln, vielmehr handelt es sich dabei um eine sexuelle Orientierung. Die Partner:innen sind emotional und romantisch verbunden, vielleicht gibt es auch eine gewisse körperliche Nähe. Aber das Verlangen nach sexueller Aktivität fehlt.
Dann gibt es noch das Panda-Syndrom, ein weiterer Fachbegriff für eine Partnerschaft (fast) ohne Sex. Paare, die unter dem Panda-Syndrom leiden, machen es wie die tierischen Vorbilder: Diese paaren sich nämlich nur für eine sehr kurze Zeit im Jahr, die restliche Zeit kuscheln sie gerne. Gemütlichkeit und Nähe statt Knistern und Erotik? Klingt schade, kann sich aber mit den Jahren in jeder Beziehung einschleichen…
Warum haben wir keinen Sex mehr?
Wenn die sexuelle Intimität in einer Beziehung langsam schwindet oder komplett fehlt, dann kann das unterschiedliche Gründe haben. Hier kommen die häufigsten:
1. Kommunikationsprobleme
Viele Paare tun sich enorm schwer, über Sex zu sprechen. Doch keiner kann die Wünsche des anderen erahnen. Auf Dauer ist es enorm wichtig, offen zu kommunizieren – nur so können beide wirklich zufrieden sein. Schwierig wird es, wenn eine Person immer versucht Sex zu initiieren und jedes Mal auf Ablehnung stößt. So gerät man schnell in einen Teufelskreis, beide sind gekränkt und fühlen sich unverstanden.
2. Stress und Belastungen
Externe Stressfaktoren wie berufliche Probleme, finanzielle Schwierigkeiten oder familiäre Konflikte können dazu führen, dass Sex in den Hintergrund tritt, weil ihr eure Energie und Aufmerksamkeit auf die Bewältigung dieser Probleme konzentriert. Es ist übrigens wissenschaftlich belegt, dass Frauen weniger Lust auf Sex verspüren, wenn sie gestresst sind – bei Männern ist es eher so, dass sie Sex als Ventil nutzen, wenn sie Stress haben.
3. Körperliche oder psychische Gesundheitsprobleme
Krankheiten, Schmerzen oder psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen oder Angstzustände können das sexuelle Verlangen beeinträchtigen und dazu führen, dass einer oder beide weniger Interesse an sexueller Aktivität haben. Manche Medikamente wie Antidepressiva aber auch die Pille können dafür sorgen, dass die Libido schwächelt.
4. Veränderungen im Leben
Lebensereignisse wie Schwangerschaft, Geburt eines Kindes, Wechseljahre oder der Verlust eines geliebten Menschen können das sexuelle Verlangen beeinflussen und dazu führen, dass sich die Prioritäten und Bedürfnisse ändern.
5. Beziehungsprobleme
Ungelöste Konflikte, mangelnde Kommunikation oder tiefe Verletzungen und Enttäuschungen können das sexuelle Verlangen stark mindern. Häufig ist der verletzten Person gar nicht bewusst, weshalb sie sich der Nähe des anderen entzieht. Sie spürt einfach eine Blockade, eine Ablehnung, wenn es um Sex geht.
6. Langeweile oder Routine
Eine Beziehung kann im Laufe der Zeit in eine Routine geraten, in der Sex weniger aufregend oder abwechslungsreich ist. Dies kann dazu führen, dass das sexuelle Verlangen abnimmt und Sex seltener wird. Diese Routine ist vermutlich der häufigste Grund, dass Paare weniger sexuelle Lust empfinden. Keine Sorge, im nächsten Abschnitt schaffen wir Abhilfe!
Was tun, wenn die sexuelle Anziehung weg ist?
Folgende Tricks, Tipps und Liebesrituale sollen euch helfen, die Leidenschaft wiederzuentdecken!
1. Nicht auf den richtigen Moment warten
Je länger man zusammen ist, desto unwahrscheinlicher, dass man spontan übereinander herfällt. Versucht euch darauf einzulassen, wenn der andere Sex initiieren möchte – auch wenn ihr gerade die Spülmaschine ausräumen wolltet und nicht innerhalb der ersten fünf Sekunden im richtigen Headspace seid. Der Appetit kommt beim Essen.
2. Für gute Stimmung sorgen
Teilweise muten die Tipps der gefeierten australischen Kommunikationstrainer Barbara und Allan Pease heute ziemlich altmodisch an. Sie empfehlen zum Beispiel allen Männern, die sich über zu wenig Sex mit der Partnerin beklagen, sich mehr im Haushalt zu engagieren. Willkommen im 21. Jahrhundert! Aber es ist schon was dran: Wenn beide das Gefühl haben, von der anderen Person unterstützt zu werden und entspannen zu können, sind die Voraussetzungen für Sex besser.
3. Fühlt euch sexy!
Kauft euch schöne Unterwäsche, gönnt euch eine Maniküre, tanzt nackt durch die Wohnung und probiert neuen Lippenstift aus. Und tut all das für euch. Denn wer sich selbst sexy findet, wirkt nicht nur attraktiver: er kann auch viel besser Zuneigung vom Partner oder der Partnerin zulassen.
Auch interessant: Ihr wollt eure Beziehung öffnen? Worauf ihr unbedingt achten solltet, erfährst du hier. Außerdem verraten wir dir hier, was ihr tun könnt, wenn ihr unterschiedlich viel Verlangen nach Sex habt. Erfahre hier, welcher Sex-Typ du wirklich bist.
4. Masturbation
Manche Männer sollen ja noch immer eifersüchtig auf die Sextoys der Partnerin sein. Und es gibt auch heute noch Frauen, die schockiert sind, wenn der Partner Pornos schaut. Doch ganz ehrlich: er tut es, sie tut es, wir alle tun es. Selbstbefriedigung hat nicht nur viele gesundheitliche Vorteile, sie kann auch die Sexualität zwischen Partner:innen fördern. Denn Masturbation ist die beste Möglichkeit, die sexuellen Fantasien zu ergründen und herauszufinden, wie und wo man gerne berührt werden möchte. Das muss man dann nur noch seinem Schatz mitteilen.
5. Definiert eure sexuellen Profile
Der bekannte Sexualforscher und Paartherapeut Prof. Dr. Ulrich Clement empfiehlt darüber zu sprechen, was ihr aktuell erwartet und möchtet. Und zwar tiefergehend. Erforscht neugierig eure sexuellen Vorlieben und Wünsche. Wetten, dass ihr noch nicht alles übereinander wisst?
6. Raus aus der Routine
Wie soll denn zwischen Waschmaschine und Einkauf Lust aufkommen? Fahrt öfter Mal raus, erlebt Abenteuer und versucht, so häufig wie möglich neue Erfahrungen zu machen. Auch Sex außerhalb der Wohnung ist eine spannende Möglichkeit, mit der öden Routine zu brechen.
7. Kommt euch nicht (ständig) zu nahe
Zu viel Nähe ist Gift für die Erotik. Wer 24/7 aufeinanderhängt, nur noch in Jogginghose auf der Couch nebeneinandersitzt und wirklich alles gemeinsam macht, der hat sich nichts Neues zu erzählen. Wenn zwischen euch kein Blatt passt, gibt es keinen Raum, in dem sich sexuelle Spannung aufbauen kann. Unternehmt unbedingt öfter Dinge ohne einander und seht zu, dass ihr euch auch mal mehr als ein paar Stunden nicht seht und sprecht.
Kann eine Beziehung ohne Sexualität funktionieren?
Bondage, Polyamorie und jeder erdenkliche Fetisch: es gibt heutzutage eigentlich keine Tabus mehr, was Sex angeht. Außer keinen zu haben. Vor allem in einer Beziehung. Eine Beziehung ohne Sex gilt in unserer Gesellschaft nicht als normal. Wenn die Sexualität fehlt, dann stimmt was nicht – so der Konsens.
Dabei gibt es auch Paare, die ohne Sex rundum zufrieden miteinander sind. Wenn beide sich einig sind, warum auch nicht!? Eine Beziehung basiert schließlich auf so viel mehr: Offenheit, Wertschätzung, emotionale Nähe, alles wichtiger als Sex.
Nur wenn eine:r von beider Lust auf sexuelle Nähe hat, dann wird es kompliziert. Doch prinzipiell muss eine Beziehung ohne Sex nicht weniger gut und vollkommen sein als mit. Merk dir: An deinen Bedürfnissen ist nichts verkehrt. Du solltest Sex niemals als Pflichterfüllung sehen. Wenn du keine Lust hast, solltest du mit deinem Partner oder deiner Partnerin darüber offen sprechen und mögliche Ursachen ergründen. Vielleicht ist es für euch beide in Ordnung, weniger oder keinen Sex zu haben. Falls ihr auf unüberwindbare Differenzen stoßt, könnt ihr vielleicht in einer Paartherapie gemeinsam nach einer Lösung suchen.