Paula Lambert über Sex und Dating
Wie Affären uns selbst am meisten schaden
"Kommst du?" - die Kolumne von Paula Lambert lest ihr wöchentlich neu, hier auf sixx.de. Paula Lambert, bekannt aus der sixx-Sendung "Paula kommt" oder "Paula kommt ... am Telefon", beschäftigt sich in ihrer Kolumne jede Woche mit einem aktuellen oder brisanten Thema rund um Frauen, Männer, Sex, Liebe, Lust und Beziehung. In dieser Kolumne erklärt Paula, warum Affären uns selbst am meisten schaden.
Als ich jung war, 22 Jahre alt und noch ein bisschen lebensdämlich, hatte ich eine Affäre mit einem verheirateten Mann, die ein Jahr lang dauerte. Ich war nicht übermäßig verliebt, aber mir gefiel die Aufmerksamkeit, die er mir schenkte und natürlich der Thrill des Verbotenen. Auf eine völlig idiotische Art kam ich mir cool und souverän vor, vielleicht sogar besonders abenteuerlustig, weil ich etwas tat, dass sonst noch niemand in meinem Freundeskreis gemacht hatte. Wir trafen uns heimlich und flüsterten uns leidenschaftliche Versprechen zu. Manchmal malten wir uns aus, wie es wäre, wenn wir alleine in dieser Beziehung wären und nicht zu dritt. Schon damals war mir der Gedanke, dass er seine Frau verlassen könnte, nicht geheuer, was vor allem ein Zeichen meiner mangelnden Zuneigung war, die über eine Liebelei nicht hinausging. Als ich die Sache beendete, weil ich Angst hatte, erwischt zu werden und also nicht nur ethisch verwerflich sondern auch noch feige handelte, trauerte ich ungefähr drei Stunden. Dann war die Sache verdaut. Und erst dann fing ich an, nachzudenken.
Warum lässt man sich auf eine Affäre ein?
Was suchte ich damals? Bestätigung vor allem, vielleicht auch die Hoffnung auf ein Leben, in dem ich angekommen wäre. So stellte ich mir damals jedenfalls die Ehe vor. Was ich gefühlsmäßig bei allen Beteiligten angerichtet hatte, sickerte erst langsam ein und als ich das Ausmaß kapiert hatte, schämte ich mich. Affären mit verheirateten oder vergebenen Menschen sind meiner Meinung nach absoluter Scheiß.
Affären mit vergeben Partnern - ein Tabu?
Es gibt eine Studie eines Paarungsinstitutes, die herausgefunden hat, dass 53 Prozent aller Männer und immerhin 38 Prozent aller Frauen einer Affäre mit einem vergebenen Partner durchaus in Erwägung ziehen würden. Ich will nicht sagen, dass die Menschheit verroht, aber naja. So ein klitzekleines bisschen Gefühl für das große Ganze wäre schon wünschenswert. Zumal Affären dieser Art ein sehr scharfes zweischneidiges Schwert sind.
Flucht vor bestehenden Konflikten
Die eine Seite der Klinge ist leicht zu erkennen: Man drängt sich in eine Beziehung, in denen ein Teil des Paares den bestehenden Konflikten ausweicht, in dem er oder sie sich Erleichterung im Außen verschafft. So ein Seitensprung hat erfrischende Fähigkeiten. Man fühlt sich lebendiger, ist frisch verliebt und für den Moment von allen Sorgen enthoben. Verstehe ich absolut, warum so etwas passiert. Es ist menschlich, ein bisschen konfliktscheu zu sein und auf Rettung von Außen zu hoffen. Darum gibt es ja auch Religionen.
Was bedeutet es "nur" die Affäre zu sein?
Darum wiegt die zweite Seite der Klinge schwerer. Wer eine Beziehung mit jemand Vergebenem beginnt, sendet sich eine ganze Menge mieser Botschaften, die mehr oder minder fest am Selbstwertgefühl rütteln und manchmal ganz unterbewusst wie ein kleines Surren mitlaufen:
- Ich finde sowieso niemanden, der mich ganz liebt.
- Etwas Besseres verdiene ich nicht.
- So ist es bequemer und außerdem muss ich mich nicht fest binden. Mir droht also keine wirkliche emotionale Gefahr.
- Wenn ich noch lieber bin, trennt er sich bestimmt.
- Ich verabrede mich lieber nicht mit meinen Freunden, vielleicht hat er ja doch Zeit. Besser, ich stehe auf Abruf bereit.
- Mein Leben ist nicht gleich viel wert, ich richte mich nach ihm. (Oder ihr, egal)
"Du hast besseres verdient, liebe Affäre!"
Undsoweiter. Menschen müssen Entscheidungen treffen und manche davon sind unbequem. Beziehungen sind unbequem. Und es gibt massenweise Probleme, die echter Konfrontation bedürfen. Das bedeutet aber, dass man sich vor dem Partner emotional ausziehen und bereit sein sollte, sich weiterzuentwickeln. Viele können oder wollen das nicht und retten sich stattdessen in eine Affäre. Ich verstehe das, es ist leichter. Zu wenig bedacht wird aber, was die Affäre mit sich selbst anrichtet. Und das macht mich traurig. Du hast besseres verdient, liebe Affäre. Nämlich einen Menschen, der dich mit Haut und Haar liebt und nicht nur, wenn der Zeitplan es erlaubt.
Alles Liebe
Paula